Wie Hausstaubmilben Neurodermitis verschlimmern können - und wie Sie das vermeiden
Hausstaubmilben gehören zu den häufigsten Auslösern für Neurodermitis-Schübe. Besonders empfindliche Haut reagiert auf Milbenkot mit Juckreiz, Rötungen und Entzündungen. Dieser Ratgeber erklärt, warum Hausstaubmilben Neurodermitis verschlimmern können und gibt wertvolle Tipps, um den Kontakt mit ihnen zu minimieren.
Übersicht:
- Warum verstärken Hausstaubmilben Neurodermitis?
- Bettmilben als Hausstauballergie-Auslöser
- Wie beeinflussen Hausstaubmilben die Haut bei Neurodermitis?
- Symptome: Wie äußert sich eine Reaktion auf Hausstaubmilben?
- Hautreaktionen durch Hausstaubmilben-Allergene
- Weitere allergische Symptome
- Wie Hausstaubmilbenbelastung reduzieren? Schutzmaßnahmen für Neurodermitis-Betroffene
- Allergendichte Encasings nutzen
- Regelmäßiges Waschen & Reinigen
- Luftqualität & Raumklima optimieren
- Milbenfreundliche Materialien meiden
- Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
- Behandlung bei Neurodermitis & Hausstaubmilben-Allergie
- Hautpflege zur Stärkung der Barrierefunktion
- Medikamente zur Linderung von Juckreiz & Entzündungen
- Langfristige Behandlung: Hyposensibilisierung gegen Hausstaubmilben-Allergie
Warum verstärken Hausstaubmilben Neurodermitis?
Hausstaubmilben sind ein unsichtbarer, aber häufiger Auslöser für Neurodermitis-Schübe. Besonders empfindliche Haut reagiert stark auf ihre Allergene, was den Juckreiz und die Entzündungen zusätzlich verstärken kann. Doch warum ist das so?
Bettmilben als Hausstauballergie-Auslöser
Hausstaubmilben sind mikroskopisch kleine Spinnentiere, die sich von abgestorbenen Hautschuppen ernähren. Sie kommen überall vor, wo Menschen leben - insbesondere in Matratzen, Bettwäsche, Polstermöbeln und Teppichen. Während die Milben selbst harmlos sind, stellt ihr Kot ein Problem dar: Er enthält Proteine, die als Allergene wirken und das Immunsystem überreizen können.
Für Menschen mit Neurodermitis kann der Kontakt mit diesen Allergenen besonders problematisch sein. Die ohnehin empfindliche Haut reagiert darauf mit Juckreiz, Rötungen und Entzündungen. Besonders nachts, wenn der Körper in engem Kontakt mit der Bettwäsche steht, kann es zu einer Verschlimmerung der Symptome kommen.
Wie beeinflussen Hausstaubmilben die Haut bei Neurodermitis?
Menschen mit Neurodermitis haben eine geschwächte Hautbarriere, die nicht ausreichend vor äußeren Einflüssen schützt. Dadurch können Allergene wie die Proteine aus dem Milbenkot leichter in die Haut eindringen und das Immunsystem aktivieren. Dies führt zu Entzündungsreaktionen, die den Juckreiz verstärken und neue Hautirritationen hervorrufen können.
Ein weiteres Problem ist das Kratzen: Wer sich häufig kratzt, öffnet kleinste Hautrisse, durch die Milbenallergene noch tiefer eindringen können. Das verschlimmert die Entzündung zusätzlich und kann einen Teufelskreis aus Juckreiz und Hautreizungen auslösen.
Besonders in den Wintermonaten kann sich die Situation verschlechtern. Die trockene Heizungsluft entzieht der Haut Feuchtigkeit und macht sie anfälliger für Irritationen. Gleichzeitig schafft die warme Bettumgebung ideale Bedingungen für Hausstaubmilben, sodass die Belastung durch ihre Allergene steigt.
Fazit: Hausstaubmilben sind kein direkter Verursacher von Neurodermitis, aber sie können Schübe erheblich verstärken. Deshalb ist es wichtig, die Belastung durch gezielte Maßnahmen zu reduzieren - zum Beispiel durch milbenundurchlässige Encasings, regelmäßiges Waschen der Bettwäsche und eine gute Raumhygiene.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Geschwächte Hautbarriere: Milbenallergene dringen leichter ein und lösen Entzündungen aus.
- Juckreiz & Kratzen: Hautrisse entstehen, Allergene gelangen tiefer und verschlimmern die Reaktion.
- Winter als Problemzeit: Trockene Heizungsluft macht die Haut empfindlicher, während Milben ideale Bedingungen vorfinden.
- Hausstaubmilben verstärken Schübe: Sie sind kein direkter Auslöser, aber sie verschlimmern die Symptome erheblich.
- Schutzmaßnahmen wichtig: Encasings, regelmäßiges Waschen und ein optimales Raumklima helfen, die Belastung zu reduzieren.
Symptome: Wie äußert sich eine Reaktion auf Hausstaubmilben?
Hausstaubmilben können bei empfindlichen Personen eine Vielzahl von Haut- und Atemwegsreaktionen auslösen. Besonders betroffen sind Menschen mit Neurodermitis, da ihre Hautbarriere geschwächt ist und Allergene leichter eindringen können.
Hautreaktionen durch Hausstaubmilben-Allergene
- Starker Juckreiz, besonders morgens nach dem Aufstehen, da der Körper über Nacht in engem Kontakt mit Bettwäsche und Matratze steht.
- Trockene, schuppige Haut, oft begleitet von Rötungen oder nässenden Ekzemen, die sich entzünden können.
- Hautausschlag an Kontaktstellen, insbesondere im Gesicht, an den Händen oder in den Armbeugen, wo die Haut besonders empfindlich ist.
Weitere allergische Symptome
- Niesreiz, verstopfte oder laufende Nase, vor allem direkt nach dem Aufwachen.
- Gerötete, juckende Augen, die häufig mit Neurodermitis um die Augenlider verbunden sind.
- Atemwegsbeschwerden bis hin zu Asthma, da die Allergene nicht nur die Haut, sondern auch die Lunge reizen können.
Diese Symptome treten häufig in der kühlen Jahreszeit verstärkt auf, da durch die trockene Heizungsluft mehr Milbenkot in der Luft verteilt wird. Eine gezielte Reduzierung der Milbenbelastung kann helfen, Beschwerden spürbar zu lindern.
Wie Hausstaubmilbenbelastung reduzieren? Schutzmaßnahmen für Neurodermitis-Betroffene
Hausstaubmilben sind ein häufiger Verstärker von Neurodermitis-Schüben. Ihre Allergene reizen die empfindliche Haut und können Entzündungen auslösen. Besonders nachts, wenn Sie engen Kontakt mit Matratzen und Bettwäsche haben, ist die Belastung hoch. Doch mit gezielten Maßnahmen lässt sich das Risiko deutlich senken.
Allergendichte Encasings nutzen
Eine der wirksamsten Schutzmaßnahmen gegen Hausstaubmilben ist die Verwendung von milbendichten Bezügen, sogenannten Encasings, für Matratzen, Kopfkissen und Bettdecken. Diese speziellen Bezüge sind so fein, dass Milben und ihre Allergene nicht hindurchdringen können. Zusätzlich sollten Sie auch ein Milbenspray verwenden um die Reduktion der Milben-Population zu beschleunigen.
- Sie verhindern den direkten Kontakt mit Milbenallergenen.
- Sie reduzieren die Belastung in der Schlafumgebung erheblich.
- Sie sorgen für ein hygienischeres und hautfreundlicheres Schlafklima.
Tipp: Achten Sie darauf, dass die Encasings regelmäßig gereinigt werden. Die meisten können bei 60 °C gewaschen werden, um Milben effektiv abzutöten.
Regelmäßiges Waschen & Reinigen
Hausstaubmilben fühlen sich in Bettwäsche besonders wohl, da sie sich von Hautschuppen ernähren. Eine konsequente Reinigung ist daher unerlässlich.
So reduzieren Sie Milben durch regelmäßiges Waschen:
- Waschen Sie Ihre Bettwäsche mindestens einmal pro Woche bei 60 °C, um Milben und Allergene abzutöten.
- Reinigen Sie Kopfkissen und Bettdecken alle drei Monate oder verwenden Sie waschbare Alternativen.
- Kuscheltiere und andere Textilien, die in engem Hautkontakt stehen, sollten ebenfalls regelmäßig gewaschen werden. Falls sie nicht waschbar sind, hilft es, sie für 24 Stunden in die Tiefkühltruhe zu legen - das tötet die Milben zuverlässig ab.
- Staubwischen Sie mit einem feuchten Tuch, anstatt trocken zu wischen, um aufgewirbelte Milbenallergene zu vermeiden.
Luftqualität & Raumklima optimieren
Hausstaubmilben gedeihen besonders gut in einer feuchten Umgebung. Eine niedrige Luftfeuchtigkeit kann daher helfen, die Milbenpopulation zu reduzieren.
Tipps für ein optimales Raumklima:
- Halten Sie die Luftfeuchtigkeit unter 50 %, da Milben in trockenerer Umgebung schlechter überleben. Ein Hygrometer hilft Ihnen, die Werte zu kontrollieren.
- Nutzen Sie einen Luftreiniger gegen Staub mit HEPA-Filter, um Milbenkot und andere Allergene aus der Raumluft zu entfernen.
- Lüften Sie regelmäßig, am besten zwei- bis dreimal täglich für fünf bis zehn Minuten. Besonders morgens ist dies wichtig, da sich über Nacht Feuchtigkeit im Schlafzimmer ansammelt.
Tipp: Während trockene Luft die Milbenbelastung reduziert, kann sie die Haut zusätzlich austrocknen. Falls Ihre Haut empfindlich auf trockene Raumluft reagiert, können Sie mit einem Luftbefeuchter oder einer Schale Wasser auf der Heizung für ein ausgeglichenes Raumklima sorgen - allerdings nicht zu stark, da eine zu hohe Luftfeuchtigkeit Schimmel begünstigen kann.
Milbenfreundliche Materialien meiden
Bestimmte Materialien bieten Hausstaubmilben besonders gute Lebensbedingungen. Durch eine bewusste Auswahl an Möbeln, Bettdecken, Kissen und Textilien können Sie die Milbenbelastung deutlich reduzieren.
Materialien, die Sie vermeiden sollten:
- Teppiche und Polstermöbel, da sie Staub und Milben anziehen und schwer zu reinigen sind.
- Daunen- und Federbetten, da sie ideale Bedingungen für Milben bieten.
Bessere Alternativen:
- Setzen Sie auf glatte Bodenbeläge wie Laminat oder Fliesen, die sich leicht reinigen lassen.
- Verwenden Sie synthetische Bettwaren, die regelmäßig heiß gewaschen werden können.
- Wählen Sie glatte Stoffe für Vorhänge und Kissenbezüge, da sich hier weniger Staub ansammelt.
Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
Die Reduzierung von Hausstaubmilben kann Neurodermitis-Schübe erheblich lindern. Besonders wichtig ist eine milbenfreie Schlafumgebung, da Sie hier viele Stunden täglich verbringen. MitEncasings, regelmäßigem Waschen, einem optimalen Raumklima und der Wahl milbenarmer Materialienkönnen Sie die Belastung deutlich reduzieren und Ihre Haut langfristig entlasten.
Behandlung bei Neurodermitis & Hausstaubmilben-Allergie
Neben der Reduzierung von Hausstaubmilben kann eine gezielte medizinische Behandlung helfen, Hautreaktionen zu lindern und Schübe zu vermeiden. Dabei sind zwei zentrale Bereiche wichtig: die richtige Hautpflege zur Stärkung der Hautbarriere und Medikamente zur Linderung von Symptomen.
Hautpflege zur Stärkung der Barrierefunktion
Menschen mit Neurodermitis haben eine geschwächte Hautbarriere, die Feuchtigkeit schlecht speichert und empfindlich auf äußere Reize reagiert. Eine konsequente Hautpflege kann helfen, die Haut widerstandsfähiger zu machen:
- Feuchtigkeitsspendende Cremes mit Urea, Panthenol oder Ceramiden unterstützen die Hautregeneration und reduzieren Trockenheit.
- Parfümfreie und sanfte Pflegeprodukte vermeiden zusätzliche Reizungen.
- Direkt nach dem Duschen oder Händewaschen eincremen, um den Feuchtigkeitsverlust auszugleichen.
Medikamente zur Linderung von Juckreiz & Entzündungen
Wenn die Haut stark juckt oder sich entzündet, können Medikamente notwendig sein, um die Beschwerden zu lindern:
- Antihistaminika (z. B. Cetirizin, Loratadin) können allergische Reaktionen und Juckreiz reduzieren.
- Kortisonhaltige Cremes helfen bei akuten Entzündungen, sollten jedoch nur kurzfristig und nach ärztlicher Rücksprache angewendet werden.
- Immunmodulierende Salben (z. B. Pimecrolimus, Tacrolimus) sind eine kortisonfreie Alternative für empfindliche Hautbereiche wie das Gesicht oder die Augenlider.
Mehr zur optimalen Hautpflege und Neurodermitis-Behandlung finden Sie hier:
Neurodermitis behandeln: Akuthilfe, Medikamente & Langzeitpflege
Langfristige Behandlung: Hyposensibilisierung gegen Hausstaubmilben-Allergie
Wer langfristig weniger empfindlich auf Hausstaubmilben reagieren möchte, kann eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) in Betracht ziehen.
- Dabei wird das Immunsystem langsam an das Allergen gewöhnt, um die Überreaktion abzuschwächen.
- Die Therapie dauert in der Regel mehrere Jahre und ist besonders für Allergiker mit starken Symptomen geeignet.
- Sie ist jedoch kein Sofortmittel und sollte mit einem Arzt besprochen werden.
Mehr über die langfristige Behandlung von Hausstaubmilbenallergien erfahren Sie hier:
Hausstaubmilbenallergie: Ursachen, Symptome & Behandlung
Häufige Fragen (FAQ)
Sind Hausstaubmilben die Hauptursache für Neurodermitis?
Nein, Neurodermitis hat viele Ursachen, darunter genetische Veranlagung und Umweltfaktoren. Hausstaubmilben sind jedoch ein häufiger Verstärker für Schübe, da ihre Allergene die Haut reizen und das Immunsystem überfordern können.
Wie oft sollte ich Bettwäsche waschen, wenn ich empfindlich auf Milben reagiere?
Es wird empfohlen, Bettwäsche mindestens einmal pro Woche bei 60 °C zu waschen, um Milben effektiv abzutöten. Auch Kopfkissen und Bettdecken sollten regelmäßig gereinigt werden.
Hilft ein Luftreiniger bei Hausstaubmilben?
Ja, ein Luftreiniger mit HEPA-Filter kann Milbenkot und andere Allergene aus der Luft entfernen und so die Belastung reduzieren.
Welche Matratze ist die beste für Neurodermitiker?
Ideal sind milbendichte Matratzenbezüge (Encasings) in Kombination mit einer Latex- oder Kaltschaummatratze, da diese Materialien weniger Milben anziehen als Federkernmatratzen.
Wie Hausstaubmilben reduzieren und Haut schützen
Hausstaubmilben können Neurodermitis-Schübe erheblich verstärken, da ihre Allergene Juckreiz und Entzündungen auslösen. Doch mit den richtigen Maßnahmen lässt sich die Belastung deutlich reduzieren:
- Encasings für Matratzen, Kissen & Decken verwenden
- Bettwäsche und Bettwaren regelmäßig bei 60 °C waschen
- Luftfeuchtigkeit unter 50 % halten & regelmäßig lüften
- Luftreiniger mit HEPA-Filter nutzen
- Sanfte, feuchtigkeitsspendende Hautpflege verwenden
Durch diese gezielten Schutzmaßnahmen können Sie Ihre Haut entlasten, Schübe reduzieren und für ein milbenfreies Schlafumfeld sorgen.
Über den Autor

Apotheker Ansgar Eich
Quellen
AWMF – S3-Leitlinie: Atopische Dermatitis.
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013-027
Allergieinformationsdienst – Hausstaubmilben und Neurodermitis.
https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/hausstaubmilbenallergie/symptome
https://www.uniklinikum-dresden.de/de/thema-des-monats-archiv/copy4_of_thema-des-monats
https://www.universimed.com/de/article/dermatologie/hausstaubmilbe-dermatitis-343098
American Academy of Dermatology – Eczema types: Atopic dermatitis causes
https://www.aad.org/public/diseases/eczema/types/atopic-dermatitis/causes
Platts-Mills TA. The role of immunoglobulin E in allergy and asthma. Am J Respir Crit Care Med. 2001 Oct 15;164(8 Pt 2):S1-5. doi: 10.1164/ajrccm.164.supplement_1.2103024. PMID: 11704610.
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